[unfinished] – by F. W.
Der heute weitgehend vergessene Komponist und Pianist Erwin Schulhoff (1894-1942), der im ersten Drittel des 20. Jhs. noch als einer der innovativsten Musikschaffenden seiner Zeit gekührt wurde erfuhr durch seine Zeit-genossen rege, teils auch scharfe Kritik, die nicht zuletzt auch Antwort auf die bewusst radikale Positionierung des Komponisten zur historisch etablierten klassischen Musiktradition des europäischen Kontinents war. Die im Zuge der Moderne aufkommenden stilistischen Tendenzen, die sich auch in Schulhoffs Kompositionen zu ent-falten begonnen hatten, gaben dem nationalsozialistischem Regime bekanntlich ausreichend Gründe, die Musik Schulhoffs als „entartet“ zu deklarieren und weitere Aufführung seiner Werke zu verbieten. Nachdem der in Prag lebende Komponist im Jahr 1941 letztlich von den einfallenden Nationalsozialisten interniert und in das Lager für Bürger anderer Staaten auf der Würzburg bei Weißenburg/Bayern deportiert worden war, verstarb er dort bald ein Jahr später an Tuberkulose.


Mit Ende des Ersten Weltkrieges sah sich Erwin Schulhoff mit traumatischen Erlebnissen der vergangen Jahre konfrontiert, die zur Konsequenz hatten, dass der Komponist sich neuen ästhetischen Überlegungen zuwandte. Zunehmend sprach er sich dafür aus, von einer Tradition des „falschen Pathos“ und der „Decadenz“ abzulassen und fortan neue Möglichkeiten des künstlerischen Schaffens zu ergründen.
Schulhoffs Musik zeichnet sich durch kompositorische Vielfältigkeit, stilistische Gegensätze wie auch durch Widersprüchlichkeiten aus, was sich in den Werken aus ästhetisch unterschiedlich gesinnten Lebensphasen manifestiert. Mit Anbruch der 1920er Jahre fand Schulhoff Inspiration bei den Dadaisten und suchte musikalische Vorbilder “auch im Trivialen und Primitiven“. Nach seiner Dada-Phase komponierte er hauptsächlich Werke, die
im Geist des Sozialistischen Realismus entstanden, wie etwa die Kantate auf das „Kommunistische Manifest“‚. Gegen Ende seines Lebens wandte sich Schulhoff wieder klassischen Musikformen zu, innerhalb welcher er aber mit Jazz und Folklore experimentierte und spielte. „Schulhoff war ein Idiosynkrat, wendete sich dem Neoklassizismus zu, dem Kommunismus, der Populärmusik, der Auseinandersetzung mit Weiblichkeit und Sexualität.“
(Shaya Feldmann im Gespräch über Erwin Schulhoff; https://jungle.world/artikel/2017/40/verlust-von)

Sonata erotica